Über mich und meinen Weg

Ich bin in einer idyllischen, von Bergen und Wäldern umgebenen Kleinstadt aufgewachsen. Als einziges Kind meiner Eltern war ich von klein auf sensibel, voller Fragen und Gefühle. Da meine Eltern jedoch beide arbeiten mussten, war ich oft mit mir allein und musste schnell selbstständig werden. Schon seit meinem ersten Lebensjahr war ich die meiste Zeit des Tages von ihnen getrennt und durchlief zunächst das, bis zum politischen Umbruch 1989, sozialistisch geprägte Kinderkrippen-, Kindergarten- und später Schulsystem. Oft fühlte ich mich anders als die anderen Kinder: stiller, nachdenklicher, tiefer.

Die Jahre des politischen und gesellschaftlichen Umbruchs brachten viel Neues und Glitzerndes mit sich, und anfangs ließ ich mich davon durchaus anziehen. Doch je älter ich wurde, desto deutlicher spürte ich, dass mir darin etwas fehlte. Ich suchte nach mehr Tiefe, nach Sinn, nach etwas Beständigem jenseits der Oberflächlichkeit. So begann ich, immer mehr das Alleinsein und die Stille zu lieben. Ich zog mich zurück - in die Natur oder in mich selbst -, fern von der Geschäftigkeit um mich herum. Zeichnen und Schreiben wurden zu einem Ventil, um das auszudrücken, was in mir war und wofür mir die Worte fehlten.

Um mehr Zeit für das Kreative zu haben, studierte ich Freie Kunst. Doch schnell merkte ich, dass mir das Kunstgeschäft nicht lag. Ich hatte nie Freude daran, Kunst wie eine Ware zu behandeln oder Künstler übermäßig zu verherrlichen. Für mich ist jeder Mensch auf seine Weise ein Künstler. Kunst sollte weniger Geschäft und Personenkult sein, sondern Ausdruck des inneren Wachsens und Reifens.

Auf der Suche nach Sinn und Klarheit wanderte ich während meines Studiums den Appalachian Trail. 3.500 Kilometer allein zu Fuß durch die Wälder Ostamerikas. Nur mit einem Rucksack auf dem Rücken, in einer Zeit ohne Handy und Social Media. Mit Neugier, Offenheit, einer Kamera und einem Notizbuch zum Schreiben und Zeichnen hielt ich diese besondere Erfahrung fest. Diese Reise schenkte mir viele Gedanken, Einsichten und stille Momente, die mich für den Rest meines Lebens geprägt haben. Wahrscheinlich bereitete sie auch den Weg für das, was später kam.

Damals beschäftigte mich besonders das Thema „Vom Haben zum Sein“ (Erich Fromm) - unser Verhältnis zu Besitz und wie er unser Empfinden von Glück beeinflusst. Auf Reisen nach Indonesien begegnete ich Menschen, die selbst unter für mich damals ärmsten Bedingungen, fast ohne Besitz, dennoch lächelten und voller Menschlichkeit waren. Das beeindruckte mich tief. Sie zeigten mir, dass Glück nicht vom Haben kommt, sondern vom inneren Sein, von einer Überzeugung, die Mühsal erträglich macht und zu innerer Zufriedenheit führt.

So fand ich schließlich auch zum Glauben und zum Islam. Für mich war das nur die logische Folge all meiner Erfahrungen, Gedanken und Gefühle. Ich heiratete und wanderte nach Indonesien aus. Dort begann ein neues Leben. Mit einer anderen Sprache, einer fremden Kultur und vielen Herausforderungen. Ich wurde Mutter von sechs Kindern. Wir lebten einfach, oft knapp, aber getragen vom Glauben. Es war mir wichtig, meine Kinder in einer islamischen Umgebung großzuziehen, in einem Umfeld, in dem schon der Alltag eine Herausforderung ist. Ich wollte, dass sie ihre Religion nicht nur lernen, sondern praktisch erleben, und dass sie den Glauben nie als etwas Fremdes empfinden, sondern als etwas ganz Natürliches.

Es waren auch Jahre voller Prüfungen. Krankheiten begleiteten mich, und der schwerste Verlust traf mich, als mein letzter Sohn nach der Geburt verstarb. Wochenlange Eklampsie blieb unentdeckt, und auch mein Leben stand damals auf der Kippe. Es war eine Zeit des Schmerzes und der Erschütterung.

Doch mit der Zeit fand ich wieder Kraft. Schritt für Schritt kam ich zurück ins Leben. Ruhiger als früher, reifer, mit mehr Geduld und gestärkt im Glauben. Meine Kinder wurden selbstständiger und ich konnte mir wieder mehr Zeit für mich selbst nehmen. So fand ich zurück zu meiner Leidenschaft für das Gestalten - diesmal nicht getrieben von Zweifel oder Druck, sondern mit mehr Klarheit und einem Ziel vor den Augen.

Während mich das klassische Kunstgeschäft mit seiner Überhöhung des Künstlers und dem Handel mit Exklusivität nie angezogen hat, ist Min Sakinah etwas ganz anderes. Hier geht es nicht um meinen Namen oder Status, sondern um eine Vision. Meine Designs sollen nicht als Luxusobjekte verstanden werden, sondern als stille, praktische Begleiter im Alltag. Kleine Erinnerungen, die uns innerlich stärken und Ruhe geben.

So entstand Min Sakinah. Für mich ist es mehr als ein Projekt: es ist eine Vision. Es ist Ausdruck meines Inneren, meiner Erfahrungen, meiner Suche nach Ruhe und Tiefe. Jede Zeichnung, jedes Layout, jedes Design entsteht von Hand - auf Papier oder am digitalen Zeichentablet. Nichts davon ist AI-generiert.

Meine Absicht ist einfach: mit dem, was ich erschaffe, etwas weiterzugeben, was ich früher selbst vermisst habe - in meiner Suche vor und nach dem Eintritt in den Glauben. Oft fühlte ich mich mit meinen Fragen, Gefühlen und Selbstzweifeln allein. Social Media steckte damals noch in den Anfängen. Gleichgesinnte zu finden war schwer. Als Konvertitin war ich zwischen zwei Welten: dem zurückgelassenen alten Leben und dem neuen Weg, in den ich erst hineinwachsen musste - anders als Muslime, denen der Glaube von Kindheit an selbstverständlich war.

Dies ist nur eine kurze Zusammenfassung meines bisherigen Weges. Heute gehe ich weiter, Schritt für Schritt, mit dem, was ich liebe: mich zu verbessern, als Mensch und Muslimah, zu gestalten, zu schreiben und andere zu unterstützen, die ebenfalls auf der Suche sind.

Insha’Allah werde ich in Zukunft noch mehr von meinen Erfahrungen und Erkenntnissen nach der Hijrah berichten können. Vielleicht wird es für einige von euch eine Inspiration oder Stütze sein, den eigenen Weg zu finden, zu beginnen und zu gehen.

Einige meiner Designs biete ich auf Alltagsgegenständen auf minsakinah.com an. Sie sollen begleiten, stärken und ein Gefühl von Zuhause geben. Mit dem Kauf unterstützt ihr mich dabei, ein kleines halal Einkommen zu verdienen - und meinem großen Wunsch näherzukommen, meine Eltern in Deutschland wiederzusehen. Sie sind älter geworden, und als einziges Kind bin ich weit entfernt von ihnen.

Bitte unterstützt mich mit euren Bittgebeten, dass sie in diesem Leben noch den Glauben an den Schöpfer annehmen. Mein dringendster Wunsch ist es, sie nicht für immer zu verlieren, sondern sie in Jannatul Firdaus wiederzufinden und für ewig mit ihnen vereint zu sein. Aamiin.

Anna @ Min Sakinah